Antiklassizismen im Cinquecento
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Vorlesung "Material Memoria: Literaturen, Objekte und Orte der Erinnerung" (Oster, München)

Während das Werk des französischen Kulturwissenschaftlers Pierre Nora Les Lieux de mémoire (1990) in anderen Philologien fruchtbar gemacht wurde, ist dies in der Italianistik erst wenig der Fall gewesen. Die komparatistisch angelegte VL befasst sich mit Dichtkunst, Denkmälern und Schauplätzen sowie mit Personen, Bauten, Institutionen und Ideen Italiens (und seiner außer-italienischen Rezeption: u.a. Reiseliteratur), insofern diese konkret und materiell der Erinnerungskultur ('material memoria') zugänglich sind.
Die Gedächtnisstiftung von 'Italia‘ ist bereits in den Texten des Mittelalters virulent, so bei Dante oder Petrarca und bei Friedrich II. Die hier grundgelegten Erinnerungsräume prägen über Italien hinaus in der Folge ganz Europa, was in der Renaissance weitere Höhepunkte der Gedächtniskultur kreiert. U.a. beschäftigen wir uns mit dem Erinnerungsort 'Rom' und der Herrschaft und Dichtkunst der Medici in Florenz (Leonardo da Vinci, Cellini und Michelangelo in Literatur und Bildender Kunst). Weiteres Thema ist die breite Präsenz der Erinnerung Italiens in unserem Wirkungsort München. Weitere Sitzungen sind der Memoria des italienischen Nationalgedankens im Risorgimento ('unità d'Italia') sowie der bis in die Gegenwart prägenden "memoria in cammino" (Mario Isnenghi) gewidmet.
Es geht mir in der Vorlesung aber nicht vorrangig um den Nationalgedanken Italiens, sondern um literarische und kulturelle Erinnerungsorte in ihrem Eigenwert, so wie dieser Italien geprägt hat - oder interessanterweise womöglich auch nicht.