Masterseminar "Erinnerungsorte Italiens (Mittelalter und Renaissance)" (Oster, München)
Ausgehend von dem siebenbändigen Werk des französischen Kulturwissenschaftlers Pierre Nora Les Lieux de mémoire (1990), das 2005 unter dem Titel Erinnerungsorte Frankreichs in Auswahl auch in deutscher Übersetzung erschien und das einen Begriff des „historischen Erinnerungsortes“ vertritt, der nicht nur an Denkmäler und Schauplätze gebunden ist, sondern explizit Literatur und Dichtkunst, Personen, Bauten, Institutionen und Ideen einbezieht, beschäftigt sich die Lehrveranstaltung mit den Erinnerungsorten Italiens (Mittelalter und Renaissance).
Noras Werk hat fachübergreifend eine ‚Kultur der Erinnerung‘ angeregt, die – was Italien angeht – im Seminar auf ihre Spezifika hin analysiert wird. Bekanntlich ist ‚Italien‘ als Nation erst ab dem 19. Jh. manifest geworden, was als Faktum bereits spannendes Diskussionspotential für den Kurs bereithält. Dessen ungeachtet ist ‚Italia‘ bereits in den Texten des Mittelalters virulent, so bei Dante, Petrarca und Boccaccio oder bei Friedrich II. und der Sizilischen Vesper 1282 sowie bei Franz von Assisi. Die hier grundgelegten Erinnerungsräume prägen über Italien hinaus in der Folge ganz Europa, was in der Renaissance weitere Höhepunkte der Gedächtniskultur kreiert. Als erste weitere Auswahl seien hier genannt: Kloster Montecassino; Kapitol und St. Peter in Rom; S. Marco in Venedig; der Lombardische Städtebund; Herrschaft und Dichtkunst der Medici in Florenz; Leonardo da Vinci und Michelangelo in Literatur und Bildender Kunst.